April 2013
Zur Übernahme des Auktionshauses Graupe durch Hans W. Lange
Die rigide Entfernung ‘jüdischer’ Kunsthändler aus der Reichskammer der bildenden Künste im Spätsommer 1935 war für den Auktionator Paul Graupe und einige wenige andere, ebenfalls ‘jüdische’ Händler mit Sondergenehmigungen durchbrochen worden. Diese Sondergenehmigungen erlaubten ihnen unter prekären Umständen, ihre Geschäfte vorerst fortzuführen. Die resultierende Unsicherheit ließ Graupe sich Anfang 1937 ins Ausland abmelden, ohne dass nachweislich über seine Firma entschieden worden war.
Den Nachlass der verstorbenen Kunstsammlerin Emma Budge zugunsten ihrer Erben zu realisieren, sollte den Testamentsvollstreckern Mittel für die noch in Deutschland lebenden Verfolgten unter ihren Erben verschaffen. Diese Zwänge ließen sie dem Auktionshaus Graupe einen außerordentlichen Auktionsauftrag in Aussicht stellen.
Der Auftrag wurde damit zum maßgeblichen Anlass für den Umbau der Firma, mit dem der Nachfolgebetrieb als „arisiertes“ Unternehmen galt. Nach Gewährung der Versteigerererlaubnis verauktionierte Lange im Oktober 1937 den ersten Teil des Nachlasses Budge noch unter dem Namen Paul Graupes und änderte den Firmennamen im November zum eigenen.
Die Erlöse dieser Auktion zahlte Lange an das Bankhaus der Testamentsvollstrecker aus. Doch in der Folge ermöglichte ein Steuerberater den Behörden den Zugriff auf diese Gelder, die für die Erben damit nicht mehr zur Verfügung standen.
Mit dieser Auktion suchten sich zwei Parteien unter den nationalsozialistischen Repressionen, in weitgehend aussichtsloser Lage, als handlungsfähig zu behaupten: Graupe wollte sein Firmenprofil bestätigt wissen und die Nachfolge bestimmen, die Erbenvertreter der Emma Budge wollten die nachgelassene Kunstsammlung innerhalb einer kurzen Zeit erfolgreich veräußert sehen. Letztlich vergeblich, fiel der Nutzen Lange zu.
Publikationsgeschichte
Der Aufsatz ist die 2013 abschließend erweiterte Fassung eines Vortrags vom Januar 2012. Unter dem Veranstaltungstitel „Spurensuche“ führte er exemplarisch vor, wie neuerliches Lesen bereits bekannter Quellen zu einer Reinterpretation des Geschehens Anlass gibt.
Seit 2013 wiederholt angekündigt, wurde der Sammelband, der die Vorträge der gleichnamigen Tagung des Landesarchivs Berlin anlässlich der zweiten Station der Ausstellung „Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933-1945“ des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin vorstellen sollte, herausgegeben von Bianca Welzing-Bräutigam, bislang noch nicht gedruckt.
Im Frühjahr 2018 ist der Band unter dem Titel „Spurensuche. Der Berliner Kunsthandel 1933-45 im Spiegel der Forschung“ als Einzelveröffentlichung des Landesarchivs Berlin erschienen.
Download: Übernahme des Auktionshauses (PDF)
[Für die Textgleichheit mit dem Druck kann d.V. keine Verantwortung übernehmen, da Fahnen nie vorgelegen haben.]
Jedermann darf dieses Werk unter den Bedingungen der Digital Peer Publishing Lizenz (DPPL) elektronisch übermitteln und zum Download bereitstellen. Der Lizenztext ist im Internet abrufbar unter der Adresse http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0009-dppl-v2-de3.